Kolumne: Corona-Krise – Eine Herausforderung für alle, besonders auch für Bestatter

Wer als Bestatterin oder Bestatter arbeitet, wird oft herausgefordert: Zeitdruck, Sonderfälle, bürokratische Hürden, winzige Budgets für große Wünsche, komplizierte Familienverhältnisse, traumatische Todesumstände, schwierige Totenversorgungen … Sie alle könnten diese Aufzählung fortschreiben und um Ihre vielfältigen Erfahrungen ergänzen.
Die Corona-Pandemie hat unsere Arbeit nochmals grundlegend verändert. Zu Beginn gab es fast täglich neue Vorgaben, die Spielräume wurden immer kleiner. Was gilt heute? Was gilt in meiner Region? Was gilt auf einem bestimmten Friedhof? Und wie vermittle ich das den Trauerfamilien, die jetzt bei mir Rat suchen? Noch mehr als ohnehin schon sind Einfühlungsvermögen, Geduld, Kreativität, Flexibilität, Ideenreichtum und Diplomatie gefordert.
Corona verändert auch jede Abholung, jede Versorgung Verstorbener. Jeder Kontakt ist ein Risiko, für uns und für andere. So wird das Handeln am Verstorbenen zu einem Spagat zwischen notwendigen Schutzvorkehrungen und dem würdevollen letzten Dienst.
Weil die Landesregierungen erst nach und nach realisieren, dass die Bestatter in der Liste der Systemrelevanten fehlen, kommen weitere Schwierigkeiten hinzu. Sei es das Thema Kinderbetreuung oder die Versorgung mit Schutzmaterialien.
In Krisen sind Besonnenheit und Balance besonders wichtig. Wo ist der Weg der Mitte, auf dem wir gut durch diese Zeit kommen? Was ist der nächste wichtige und richtige Schritt? Wie gelingt es, die Situation weder zu verharmlosen noch in Panik zu verfallen?
Hier ist jeder von uns gefragt.
Hier kann jeder von uns einen Beitrag leisten – zu einem möglichst flachen Verlauf der Infektionswelle, zur Bestattungskultur und zum Erfolg unserer Gruppe.
Es wird eine Zeit nach Corona geben.
Dann bekommen wir unsere privaten wie beruflichen Spielräume wieder und werden sie umso mehr zu schätzen wissen.
Selbstbestimmung ist keine Selbstverständlichkeit und ein kostbares Gut – für jeden von uns und für Menschen in Trauer ganz besonders.
Ein Beitrag von Barbara Rolf
Direktorin Bestattungskultur, Abteilungsleiterin Markt & Gesellschaft
[Foto: Elisabeth Delitzscher, Ahorn Gruppe]
Auf Facebook teilen